Vom Prototyp zur Serienauflage
Juli 2021: Eine halbe Segelflugsaison voller Testflüge liegt hinter uns. Für mich persönlich war es eine wilde Achterbahnfahrt. Nachdem im Frühling neben der Sensorbox auch die Display-Einheit vollständig zum Leben erwacht ist, ging es nur noch um eines: Fliegen, fliegen, fliegen (tagsüber) und Software-Updates machen (nachts). Und das mit möglichst vielen Prototypen. Aktuell sind vier Testgeräte in verschiedenen Flugzeugen eingebaut, ein fünftes wird nächste Woche in eine sehr berühmte Ka-6 montiert werden. Und bisher sind die Testpiloten begeistert – neben dem vielen Lob habe ich auch viel wertvolles Feedback bekommen und die Software auf einen Stand bringen können, die sehr gute und robuste Ergebnisse liefert. Damit kann ich den nächsten Schritt angehen: Die Serienentwicklung.
Ich freue mich sehr, für den Weg von den Prototypen zum Seriengerät mit der Firma RS Flight Systems einen lokalen, professionellen und erfahrenen Partner gefunden zu haben. RS Flight Systems entwickelt, produziert und vertreibt u.a. Avioniksysteme und Flugtest-Instrumentierungen und ist aktuell insbesondere auf Geräte zur Motorüberwachung und -steuerung spezialisiert. Doch auch dem Segelflug ist die Firma sehr zugewandt: Neben der leitenden Flugtest-Ingenieurin Regine Pattermann bin ich auch mit dem CEO Maximilian Rommel und dem CTO Matthias Weinzierl seit vielen Jahren durch unseren starken gemeinsamen segelfliegerischen Hintergrund eng verbunden. Dass wir eines Tages alle gemeinsam ein Segelflug-Cockpitinstrument entwickeln würden, das hätten wir uns allerdings alle niemals träumen lassen!
Unsere Zusammenarbeit in den letzten Wochen hat dazu geführt, die Architektur des Systems auf einen serienreifen Stand zu bringen. In diese Diskussionen gingen natürlich auch die unzähligen Anfragen und Anregungen ein, die ich von der großen Menge an interessierten Piloten erhalten habe. So wird das Serien-anemoi aussehen:
Neben der Windanzeige-Seite und der AHRS-Seite, die natürlich für Wettbewerbe über ein kleines Menü deaktivierbar sein wird, zeigt eine dritte Seite zusätzlich relevante Nebeninformationen wie True Airspeed, QNE-Höhe (FL), Außentemperatur etc. an. Die Daten werden von der Sensorbox über eine mehrfach aufteilbare Schnittstelle ausgegeben, so dass zum Beispiel auch eine zweite Displayeinheit für Doppelsitzercockpits angeschlossen werden kann.
Für die Serien stehen nun noch einige letzte Entwicklungsschritte und sehr viele Tests (z.B. EMC-, Vibrations-, Hitze- und Kältetests) an. Einige Unsicherheiten in der Zeitplanung, insbesondere der gravierende globale Chip-Mangel, sind auch noch zu überwinden, aber wir sind optimistisch, die erste Charge noch pünktlich zur Werkstatt-Saison im Winter vor der kommenden Saison 2022 anbieten zu können.
Ein großes Anliegen in den Planungen der Produktion ist es uns natürlich, das Gerät von Segelfliegern für Segelflieger anzubieten. Auch wenn unsere Anforderungen an Qualität der Fertigung sehr hoch sind, und auch die verwendeten Sensoren und Prozessoren höchsten Ansprüchen unterliegen, ist es uns sehr wichtig, das Gerät kostengünstig einer möglichst breiten Basis zugänglich zu machen: Die bisherigen Anfragen und Interessensbekundungen reichen von Vereinsflugzeugen und älteren Flugzeugmuster bis hin zur Offene-Klasse-Orchidee. Unser großes Ziel ist es, die Vorzüge der Live-Windanzeige zur Steigerung von Leistung und Sicherheit im Segelflug unter allen zu verbreiten.